In dem amtierenden Kölner Erzbischof spiegelt sich in seltener
Zuspitzung kirchliche Zeitgeschichte: 1933 Geburt in Breslau-Lissa,
Vertreibung der Familie, Zuflucht in Thüringen, nach kaufmännischer
Ausbildung Theologiestudium, Promotion und Priesterweihe in Erfurt,
dort seit 1975 Weihbischof, 1980 Bischof von Berlin eine
geistliche Karriere im abgeschotteten "Arbeiter- und Bauernstaat"
bzw. "real existierenden Sozialismus" der DDR. Der Auszeichnung
mit der Kardinalswürde 1983 folgte am 20. Dezember 1988 die
Ernennung zum Erzbischof von Köln. Diese Transferierung vom
Osten in den Westen Deutschlands geschah noch vor der "Wende"
und der Wiedervereinigung, bezeugt aber, dass der Papst Ende 1988
schon die nachfolgenden politischen Veränderungen, insbesondere
das Scheitern des Kommunismus, ahnte. Die Ernennung per lateinische
Pergamenturkunde folgt der seit Jahrhunderten geübten Praxis
des Heiligen Stuhls. Die Bleibulle zeigt, wie seit etwa 1100 üblich,
auf der einen Seite den Papstnamen, auf der anderen die Köpfe
der Apostelfürsten Paulus und Petrus. Insofern ist die Urkunde
von 1988 auch ein Symbol für die Kontinuität der Kirche,
die bei dem Weg ins 3. Jahrtausend stets auch ihren Ursprung und
ihre Geschichte im Blick hat.
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Pergamenturkunde, lat., anh. Bleibulle des Papstes Johannes Paul
II. Privat- besitz Kard. Meisner. |