Von den ersten Kölner Bischöfen wissen wir häufig
nicht viel mehr als die Namen und die ungefähre Amtszeit, obwohl
manche von ihnen bis heute als Heilige verehrt werden. Ein gutes
Beispiel hierfür ist der heilige Severin. Er wird in der Ende
des 6. Jahrhunderts entstandenen Lebensbeschreibung des heiligen
Martin, Bischofs von Tours, im Zusammenhang mit dessen Tod (397)
erwähnt. Da der Text Severin als "heilig" und als
"einen lobenswerten Mann von lauterem Lebenswandel in jeder
Hinsicht" beschreibt, scheint bereits zu dieser Zeit eine Verehrung
des dritten bekannten Kölner Bischofs bestanden zu haben. Möglicherweise
hat sich Severin in der schwierigen Umbruchszeit des ausgehenden
4. Jahrhunderts, die von der Völkerwanderung und der ausgehenden
Antike geprägt war, um Köln verdient gemacht.
Seine Grablege fand der Heilige in einer frühen Kirche, einer
spätrömischen Friedhofskapelle, aus der die heutige Kölner
Basilika St. Severin hervorgegangen ist und die südlich der
römischen Stadt lag. Die Severinskirche wurde auch das Zentrum
der Severinusverehrung, die in den ersten Jahrhunderten auf den
Kölner Raum begrenzt war. Erst im 10. Jahrhundert kam es unter
Verwertung von Teilen aus der Lebensbeschreibung eines namensgleichen
Bischofs der französischen Stadt Bordeaux zur Ausbildung der
Severinuslegende. Allmählich setzte eine Ausweitung des Severinuskultes
ein, der sich u. a. in den heute belgisch-niederländischen
Raum und bis nach Dänemark hinein verbreitete. Als Relikt haben
sich dort bis heute die von Severin abgeleiteten Vor- bzw. Nachnamen
"Sören" und "Sörensen" erhalten; das
Kopenhagener Telefonbuch weist derzeit 124 Spalten des letztgenannten
Namens auf. Im Rheinland wurde Severin als Volksheiliger und Regenpatron
auch "St. Pluvialis" (Heiliger Regen) genannt, und von
der mundartlichen Form "Vrings" für Severin ist nicht
nur das "Vringsveedel" abgeleitet, sondern auch der Familienname
"Frings". Wenngleich sich im Laufe der Jahrhunderte die
Formen gewandelt haben, so ist die Verehrung des hl. Severin bis
heute lebendig. Sie ist ein schönes Beispiel für Kontinuität
in der Kirche, in diesem Fall über 1600 Jahre hinweg.
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Bischof Severin mit dem Modell der Kirche, Anton Woensam, 1530(Ausschnitt). |