"Kindgerecht" bedienten sich die Werbebilder
des "Werkes der heiligen Kindheit" tief sitzender
Klischees, um die deutschen Kinder für die Missionsarbeit
zu interessieren. Die europäischen Missionare haben trotz
aller guten Werke aus Unkenntnis im Einzelnen wenig Respekt
vor Kultur und religiöser Identität fremder Völker
gezeigt. Ihr Wirken war primär auf die rasche Taufe der
Heiden abgestellt; caritative Taten wurden als Mittel zum Zweck
gesehen. Christliche Kolonialherren sowie Missionare haben den
Widerspruch zwischen kolonialer Eroberung und christlichem Prinzip
zu wenig erkannt, weil sie einer "Verwechslung der Botschaft
Christi mit der europäischen Interpretation dieser Botschaft"
aufsaßen (Wilhelm Otte). Auf den gezeigten Bildern und
ihren Begleittexten wird der Nichtchrist im fernen Asien und
Afrika als Unmensch hingestellt, der seine eigenen Kinder aussetzt,
verkauft, den Schweinen vorwirft oder gar "hinschlachtet".
"Das größte Unglück aber", so wirbt
der Zettel mit dem Hilferuf "Weisser kauf mich doch!",
sei es, "daß alle diese Kleinen ungetauft bleiben".
Sicher gab es auch kinderfeindliches Verhalten in solchen Ländern,
doch es ist erschreckend zu sehen, dass gerade in China die
auf dem schön färbenden Bild angedeutete massenhafte
Taufe und Übernahme (z. T. durch Kauf) von oft kranken
und schwachen Waisen- oder Findelkindern in die Missionsheime
zu einem erschreckend hohen Prozentsatz mit dem baldigen Tod
endete, u. a. weil die Heime in ihren Möglichkeiten überfordert
waren.
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Missionswerbezettel, B. Kühlen, Mönchenglad-
bach - AEK Gen. II 23.5, 1 (Abb. oben).
Andachts- und Werbebild für die Chinamission, Lithographie
v. A. Wallraf jr., Köln - Privatbesitz: Sammlung Ludwig
Gierse (Abb. unten). |
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