In den ersten Monaten nach der "Machtübernahme"
Adolf Hitlers am 30. Januar 1933 waren die Ziele Hitlers und
der NSDAP nicht so offenkundig, wie das heute mit dem Wissen
um die weiteren Entwicklungen der Fall ist. Dennoch erscheint
es bedenklich, wenn sich 1933/34 manche Geistliche den Nazis
gegenüber höchst aufgeschlossen zeigten, trotz antichristlicher
Programmatik der NSDAP, ausdrücklicher oberhirtlicher Warnungen
(1931), beginnender Einschüchterung zunächst der politisch
linksstehenden Gegner sowie Beschränkungen von Versammlungs-
wie Pressefreiheit. So referierte im Kreise des Klerus aus dem
Dekanat Köln-Mitte-Süd der Kaplan Karl Büchler
(1894-1945) über "unsere Auffassung und Haltung zur
gegenwärtigen Stunde", was sich im Protokollbuch der
Dekanatskonferenz niedergeschlagen hat. Demnach sollten die
Katholiken "gleichgerichtet, gleichverpflichtet, gleichberechtigt
in der Front des nationalsoz. Staates" stehen. Die Ausführungen
gipfeln darin, dass Hitler als "nicht nur ,Führer',
sondern dazu ,Vater'" gesehen wird; gefordert sei "nicht
nur ,Gefühlsradikalismus', sondern dazu Gesinnungsradikalismus'".
Wie ernst es dem Referenten mit diesen gefährlichen Zielen
war, belegt der Durchschlag eines Schreibens, mit dem er in
seiner Funktion als Bezirkspräses Hitler persönlich
um Eingreifen zum Schutz der katholischen Jugend vor der HJ
bittet. Hierin erklärt Büchler zugleich Hitler gegenüber
seine Bereitschaft, "Ihnen unsere Jungmannschaft zum Aufbau
des neuen Reiches unter Ihrer Führung mit zur Verfügung
zu stellen". Geistliche wie Büchler haben in den Folgejahren
in der Regel ihren schlimmen grenzüberschreitenden Irrtum
erkannt und sind ihrerseits nicht sicher vor Verfolgung durch
das Regime gewesen.
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Protokollbuch, Innentitel (Abb. oben) und
Eintrag vom Mai 1933 (Abb. unten) - AEK, Dekanate-
Stadtdekanat-
Gesamtverband Köln o.
Nr. (Zugang 1107).
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