Unter den Nachfolgern der ersten
Kölner Bischöfe ragt Hildebold (bzw. Hildebald), ebenfalls
später als Heiliger verehrt, hervor. Er war Vorsteher der
Klerikergemeinschaft am Hofe Karls d. Großen und enger Vertrauter
der großen Frankenherrschers. Ab 794/795 persönlich
in den Rang eines Erzbischofs erhoben, stieg sein Bistum Köln,
wie oben schon bemerkt, bald nach 800 zum Erzbistum auf. Dass
die kölnische Kirche, die nach der Entstehung des Deutschen
Reiches geographisch an dessen Westgrenze lag, eine herausragende
Bedeutung in Kirche und Reich erlangte, ist dem hl. Bruno, einem
Bruder Kaiser Ottos d. Großen, und einer ganzen Reihe herausragender
Erzbischöfe des Hochmittelalters zu verdanken. Sie gehören
zu den "Reichsbischöfen", für die charakteristisch
ist, dass sie nicht nur geistliche Oberhirten in ihrem Bistum
waren, sondern auch Stützen der deutschen Könige und
Kaiser im sog. ottonisch-salischen Reichskirchensystem. Seit 1031
besaßen die Kölner Erzbischöfe als Reichskanzler
für Italien eine Würde, die ihnen ebenso wie das Recht,
den deutschen König zu krönen, jahrhundertelang verblieben
ist. Der hohe Rang in Kirche und Reich wurde von den Erzbischöfen
auch zum Wohle der kölnischen Kirche genutzt; viele Stifte
und Klöster sind von Kölner Erzbischöfen gegründet
worden; man denke nur an den hl. Heribert und den hl. Anno. Ebenso
ist der Erwerb zahlreicher Reliquien, die zum Ruhm der "heiligen"
Kölner Kirche beitrugen, Erzbischof Bruno I. und seinen Nachfolgern
zu verdanken.
Mit dem hl. Bruno beginnt aber auch die Rolle der Kölner
Erzbischöfe als weltliche Herrscher. Otto d. Große
hat seinen Bruder zunächst zum Herzog von Lothringen ernannt
und ihm dann zusammen mit dem Erzbischof von Mainz die Regentschaft
im Reich während des Italienzuges von 961 bis 965 übertragen.
Hier liegen die Wurzeln dafür, dass die Kölner Erzbischöfe
bis 1288 auch Stadtherren von Köln waren und bei der Herausbildung
von Territorien auch ein eigenes Herrschaftsgebiet, das Erzstift
Köln, schufen. Dieses hieß später, als durch die
Goldene Bulle von 1356 dem Kölner Erzbischof eine der sieben
Kurwürden, d. h. das Recht, den deutschen König zu wählen,
zuerkannt worden war, Kurköln. Die geistliche und weltliche
Stellung der Kölner Erzbischöfe, symbolisiert durch
Krummstab und Schwert, bestand bis zum Ende des Alten Reiches.
Die weltliche Aufgabe stand dabei im Vordergrund. Reinald von
Dassel, Reichskanzler und engster Berater Kaiser Friedrich Barbarossas,
verbrachte nur einen Bruchteil seiner Amtszeit im Erzbistum Köln.
Philipp von Heinsberg, der 1180 das Herzogtum Westfalen für
das Kölner Erzstift erwarb, und Konrad von Hochstaden waren
zu ihrer Zeit die mächtigsten Fürsten im Nordwesten
des Reiches. Eine nachhaltige Erschütterung dieser Machtstellung
brachte die verlorene Schlacht von Worringen (1288). Auch in der
Folge blieben die Kölner Erzbischöfe in die geistlichen
und weltlichen Entwicklungen ihrer Zeit, nicht zuletzt die Territorialpolitik,
verstrickt. Ein letzter Versuch, die alte Machtstellung zurückzugewinnen,
scheiterte unter Erzbischof Dietrich von Moers (Soester Fehde
14441449). Er trieb das Erzstift in den finanziellen Ruin.
Andererseits hat er sich im geistlichen Bereich, vor allem im
Hinblick auf die Klosterzucht, als Reformer hervorgetan.
Anlass zu Reformen gab die spätmittelalterliche Kirche genug.
Verschiedene Gründe haben schließlich zur Reformation
und am Ende zur Entstehung von drei Konfessionskirchen geführt.
Der anfänglich eingeschlagene reformkatholische Mittelweg
im Geist des Humanismus scheiterte ebenso wie die von den Erzbischöfen
Hermann von Wied und Gebhard Truchseß von Waldburg in den
Jahren 15431547 bzw. 15831584 unternommenen Versuche,
das Kölner Erzstift der Reformation zuzuführen und zu
säkularisieren. Dazwischen regierten jeweils für nur
kurze Zeit drei Erzbischöfe, die keine Priester- und Bischofsweihe
empfangen hatten und dem Erzbistum Köln in der geistlichen
Leitung einen Tiefpunkt wie zu keiner anderen Zeit bescherten.
Dass sich in dem größten Teil der Diözese die
neue evangelische Bewegung weder in ihrer lutherischen noch in
ihrer reformierten Richtung durchsetzen konnte, hat ebenfalls
viele Gründe. Entscheidend war am Ende, dass von 1583 bis
1761 das katholische Haus der Wittelsbacher hintereinander fünf
Kölner Erzbischöfe stellte, die sich nachdrücklich
für die altkirchliche Religion und die Rekatholisierung mancher
Gebiete einsetzten, im übrigen aber wie die anderen Fürsten
ihrer Zeit Träger einer adelig-höfischen Barockkultur
waren. Exponent derselben war der letzte Wittelsbacher, Clemens
August. Er verkörperte wie die nachfolgenden Kölner
Kurfürsten eine aufgeklärt-absolutistische Herrscherauffassung.